ex-sozia

Côte d´Azur

Nun galt es, in eine neue Welt voller Kontraste einzutauchen. Südlich der Provence erstreckt sich die Côte d´Azur, die Heimat der Reichen und Schönen. Wir waren sehr gespannt. 

Ein Besuch mit zwei Seiten: Blick von unserer Yacht (ähm Ausflugsboot für 12 Euro/Std) auf die schmucke Skyline von St. Tropez, der Heimat von Brigitt Bardot. Die charmante Altstadt ist zumindest in der Vorsaison beschaulicher als gedacht, die Getränkepreise sind allerdings heftig. Und beim Anblick der Mega-Yachten blieb uns der Bewunderungsausruf dann doch in der Kehle stecken angesichts der örtlich äußerst dramatischen Lebenssituationen auf der Welt.

Sehr gut gefallen hat uns der Campingplatz Les Tournels in Ramatuelle bei St. Tropez. Der Platz ist zwar sehr groß, aber sehr naturnah in Terrassenform angelegt und bietet auch für größere Womos ausreichend Platz. Die Poollandschaft ist ein Traum, die Sanitäranlagen super, das Meer ist nah und St. Tropez mit dem Roller gut zu erreichen. Und mit dem ACSI-Tarif ist der Preis recht günstig.

Wie schafft man die geballte Ladung der einzigartigen Küstenstädte an der Côte d’Azur möglichst stressfrei zu erleben? Dafür ist eine gute Planung nötig. Wir entschieden uns, nach St. Tropez als nächsten Standort Antibes anzufahren, als Basis sozusagen, um von dort mit Roller bzw. Zug die Orte Cannes, Nizza und Monte Carlo zu erkunden. Angepeilt wird der kleine, familiäre Campingplatz Les Treilles in Bahnhofsnähe. Rückwirkend betrachtet war es die beste Idee!

Antibes hat uns überrascht. Die Altstadt ist charmant mit netten kleinen Läden, einer imposanten Stadtmauer und einem schönen Hafen, der gerade Ziel einer Regatta war. Auf dem Cap d’Antibes die prächtigen Villen und ein super Aussichtspunkt, mit dem Roller gut zu erreichen. Der Strand ist weitläufig. Aber das Beste: Vom Standort Antibes aus geht es mit dem Zug entspannt nach Cannes, Nizza und Monte-Carlo. Ansonsten ist der Verkehr auf den Küstenstraßen auch für Zweiradfahrer schon recht heftig und entsprechend stressig.

Monte-Carlo im Fürstentum Monaco ist eine besondere Stadt. Noch nirgendwo mussten wir innerhalb einer Stadt so viel kraxeln. Eindrucksvoll ist der Casino-Bereich, wenngleich im Angesicht von zig Bentleys und Rolls-Royce klar wird, wie gespalten unsere Gesellschaft ist. Legendär ist die Formel 1- Strecke mitten durch die Stadt. Praktisch ist die gute Zugverbindung an der Küste entlang. 

Tags darauf ein neuer Ausflug per Zug in eine weitere Metropole der Côte d´Azur: Nizza ist gewaltig! Gewaltig weitläufig, mit einem großen (Kies)Strand, mit weiten Plätzen und unzähligen gut erhaltenen Häusern der Belle Époque. Dabei ist der Tourismus eher geprägt von „Normalos“ und nicht abgehoben. Für die langen Wege sind ein Roller, eine Rikscha oder ein Fahrrad sehr nützlich. Wir kamen mit dem Zug und waren nach 6 Stunden zu Fuß ziemlich platt!

Auch das Hinterland der Côte d’Azur hat einiges zu bieten. In urigen Bergdörfern wie Biot oder St. Paul de Vence bei Antibes wird Kunst ganz groß geschrieben. Wenn der Hauptandrang der Touristen wieder den Heimweg angetreten hat, kann man entspannt in den zahlreichen, außerordentlich pfiffigen Galerien moderne Kunstwerke bestaunen.

Cannes hatten wir uns anders vorgestellt. Mehr Glamour, mehr Hautevolee. Hier prallten die Gegensätze voll aufeinander. Vom Meer aus folgende Reihenfolge: An den Privatstränden sonnen sich die Reichen, gleich dahinter schlürfen sie unter Sonnendächern Champagner mit Austern. Etwas oberhalb flanieren auf der Croisette, der Promenade, die Touris entlang und fotografieren die Reichen, daneben lungern zwielichtige Gestalten auf der Suche nach entsprechenden Gelegenheiten, dann folgt die ewig verstopfte Strandstraße, auf der auch Rolls Royce im Stau stehen, dahinter die von Securities bewachten Edelgeschäfte wie Dior oder Chanel, an denen die Normaltouris ehrfürchtig einen Schaufensterblick riskieren und vor denen wiederum auf dem Boden sitzende Fliegende Händler Billigtinnef anbieten. Ab und zu schlurft ein Obdachloser daher. Dann folgt die Fressmeile mit sündhaften Preisen, bevor es dahinter Souvenir-Shops mit Kitsch-Kram wie überall auf der Welt gibt. Ich glaube mit Cannes von früher hat dieser Zustand nichts mehr zu tun. Leider! Einzig bei den Filmfestspielen scheint der Glamour kurz Einzug in die Stadt zu halten mit all den gestylten Stars und Sternchen.