Da wir immer ein wenig neugierig sind, verließen wir nach Dalamtien zunächst die Küste der Adria und schwenkten ins Landesinnere, nach Bosnien-Herzegowina. Neben toller Landschaft gab es aber auch nachdenkliche Eindrücke. Bald 30 Jahre nach dem Bosnienkrieg sind immer noch trennende Spuren im Alltag des Landes zu finden. Neben zerstörten, aufgegebenen Häusern ist der Hass auf den Gegner noch so groß, dass die jeweils zweite Schrift (lateinisch/kyrillisch) auf Straßenschildern übermalt wurde. Sowohl im Westen, als auch im Osten.
Völlig überrascht waren wir indes von den hübschen, bunten Häusern mit den netten Gärtchen im Westen von Herzegowina. Nachdem wir in Kroatien im Landesinneren eine eher einfache Baukultur mit häufig anzutreffenden Schuttbergen erlebt hatten, war der Anblick hier erstaunlich positiv. Viele Menschen dieser Gegend arbeiteten seinerzeit als Gastarbeiter in Deutschland, verdienten gutes Geld, das sie später in der Heimat nach dem Bosnienkrieg für den Hausbau verwendeten. Erstaunlich auch ein top modernes Resort mit ausgezeichnetem Restaurant am größten See Bosniens, dem Busko See. Den Tipp bekamen wir übrigens von der App Park4night.
Doch es gibt auch Hoffnung. Eine Brücke als Symbol für Trennung und Versöhnung. Das ist die alte Bogenbrücke von Mostar (Stari most) in Herzegowina. Sie wurde 1566 erbaut und war damals eine bautechnische Sensation. 1993 wurde sie im Bosnienkrieg zerstört als Symbol für die Trennung zwischen dem christlichen Westen und dem muslimischen Osten. Später als Zeichen der Versöhnung wieder aufgebaut. Heute lockt sie Touristen an, die fasziniert darauf warten, dass sich die „Berufsbrückenspringer“ gegen Geld in die Tiefe stürzen. Das macht diese Zunft sogar schon seit der Brückenerbauung.
Danach gings ins Bergland. Fast könnte man meinen, man sei im Monument Valley in den USA. Das Bergland von Herzegowina zwischen Mostar und Montenegro hat fast Ähnliches zu bieten. Auf einer erst holprigen, später guten Straße (M6) kann man sich kaum satt sehen an Felsformationen, Schluchten und Ausblicken. Die Straße ist als Panoramastraße eingestuft. Zu Recht. Ein Traum besonders für Motorradfahrer.
Dann wurde es traumhaft! Rund 30 Kilometer führt die Magistrale, die adriatische Küstenstraße, an der Bucht von Kotor entlang. Der traumhafte Fjord im Norden Montenegros ist umsäumt mit steilen Berghängen und eine Fahrt wert. Allerdings besser in der Nachsaison und nicht am Wochenende.
Nicht mehr viel los war Ende September an der Küste von Montenegro. Das Gute: Man hat genug Platz. Die Läden haben aber oft schon zu. Von den Campingplätzen hatten wir uns mehr erwartet; es gibt kaum Entsorgungsmöglichkeiten und wenn ja, dann ziemlich scheußlich, die Sanitäranlagen sind ziemlich abgewrackt. Montenegro hat ein Müllproblem. Offenbar kippen Leute ihren Hausmüll oft einfach an den Straßenrand. Zudem war das Stück Küstenstraße in einem katastrophalen Zustand und Bettenburgen verunzieren die Küstenorte. Die einstige mondäne Perle an der Adria setzt heute auf die hässliche Form des Massentourismus. Dennoch fanden wir im Süden am einzigen Sandstrand des Landes noch ein paar nette Ausblicke.