ex-sozia

Vorbereitungen

Vorbereitungen für eine  Reise (auch) nach Russland

In den Startlöchern

„Jetzt reicht´s wirklich“, denke ich mir beim Blick aus dem Fenster. Regen, dunkle Wolken, Wind, kahle Büsche und Bäume und eine triefnasse Wiese. Und das alles noch Anfang April! Nein, diesen Winter konnte man wirklich vergessen! Ein halbes Jahr nur trostloses Wetter!

Und auch „Happy“ scharrt seit einiger Zeit immer öfter in der Garage mit den Reifen! „Ich will endlich los“, scheint mir meine Yamaha MT07, mein treues Gefährt für glückliche Stunden (daher der Name!), sagen zu wollen, wenn ich es mal kurz in der kalten Überwinterungsstube besuche und mitleidig anlächle. „Ich auch“, entgegne ich dann versonnen und male mir im Geiste aus, endlich wieder voll bepackt auf Langzeittour zu gehen. Doch vorher ist noch einiges zu erledigen, vor allem: Papierkram!

Papierkram für Russland                                                       

Es ist Spätwinter, also Planungszeit für die nächste Reise. Aber niemals zuvor war die Planung dermaßen ausführlich wie bei dieser Reise: die Reise rund um die Ostsee mit größeren Abstechern in Skandinavien, im Baltikum und … nach Sankt Petersburg. Und hier liegt der Hase im Pfeffer: Sankt Petersburg in Russland.

Um in die Russische Republik ein- und ausreisen zu können und sich dort aufzuhalten, gelten andere Bestimmungen als beim Reisen im EU-Raum. Was das konkret bedeutete, war weder Thomas noch mir, der Exsozia, so richtig klar.

Dass man ein Visum braucht, war uns zwar bekannt. Aber wie und wo man es bekommt, war nur nebulös im Bewusstsein verankert. Nun ist es dank Internet kein Problem mehr, sich etwas schlauer zu machen. „Russlandvisum“ brachte bei Google schon entscheidende Treffer, einen recht passablen Überblick gab es unter „Wie erhalte ich mein Visum für Russland auf eine einfache und günstige Weise“. Schnell wurde hier klar, und später von einem Bekannten bestätigt, dass es zwar billiger ist, über das russische Konsulat ein Visum zu beantragen, dies aber mit viel Zeitaufwand verbunden sei. Also kontaktierten wir eine private Agentur, die zwar teurer war, allerdings sehr hilfsbereit und schnell die Visabeschaffung erledigte.

Vorher waren aber von uns einige „Vorarbeiten“ zu leisten. Da der Reisepass nach dem Rückreisedatum noch mindestens sechs Monate gültig sein musste, galt es in unserem Fall, erst einmal einen neuen Pass zu beantragen; davor natürlich Passbilder anfertigen zu lassen, die man auch gleich für das Visum brauchte. Den Antrag für das Visum musste man dann sorgfältig ausfüllen.

Hier wurde der Nachweis einer Krankenversicherung mit einer Deckungssumme von mindestens 30.000 Euro sowie eine Gehaltsbescheinigung verlangt. Und schließlich musste noch eine Unterkunft angegeben werden, die später dann, wenn man sich länger aufhalten wollte, die Registrierung vor Ort vornehmen sollte. Buchen musste man Gott sei Dank noch nicht, da nicht konkret klar war, wann wir nach Russland einreisen würden. Wir hatten 30 Tage Zeit, in denen wir ein- und ausreisen konnten. Der früheste Einreisetermin und der späteste Ausreisetermin standen damit allerdings fest. Eine Ausreise ein paar Minuten nach Ablauf des Visums wäre mit enormen Schwierigkeiten verbunden, so die Aussage der Reiseagentin.

Also galt es, einen 30tägigen Zeitraum zu bestimmen, der für das Visum gelten sollte. Wir mussten nun die Route konkreter ins Auge fassen und mit ungefähren Zeitangaben pro Region füllen. Diese trugen wir in einem Übersichtskalender ein, so dass bald klar war, wann wir ungefähr die russische Grenze überqueren würden.

Für die Visumsbeschaffung galt es noch abzufragen, in welchem Umfang die Krankenversicherung eintreten würde. Die Deckungssumme wurde schriftlich bestätigt. Blieb nur noch sicher zu stellen, ob man im Notfall auch nach Hause geflogen werden kann. Hier würde die ADAC-Premium-Mitgliedschaft greifen.

Mensch versichert – aber die Maschinen? Auch hier musste mit der KFZ-Versicherung geklärt werden, ob der Versicherungsschutz für Russland gilt. Zunächst war in der grünen Versicherungskarte das Russland-Zeichen durchgeixt. Dann hieß es auf Nachfrage, für den europäischen Bereich Russlands gäbe es kein Problem des Schutzes und wir erhielten eine neue grüne Karte.

Und apropos Fahrzeuge: Nötig war noch ein internationaler KFZ-Schein, der aber relativ schnell (natürlich gegen Gebühr) auf der örtlichen Zulassungsstelle ausgestellt werden konnte. Diesen Tipp bekamen wir über die ADAC-Tourentipps, über die Internetplattform „Reisetipps fürs Ausland“ und die Website der „Krad-Vagabunden“.

Und unsere personenbezogenen Dokumente? Klar: Auch wir müssen uns international ausweisen können. Dazu brauchten wir noch einen internationalen Führerschein, ausgestellt bei der Führerscheinstelle in unserer Kreisstadt.

Und nun zum Wichtigsten: zum Geld. Bisher war es kein Problem, in den bereisten Ländern mit EC-Karte zu bezahlen oder Geld abzuheben. Da wir Kunden zweier unterschiedlicher Geldinstitute sind, hatten wir unterschiedliche Karten; eine davon brachte immer Bares oder wurde von den Kartenlesegeräten im Supermarkt akzeptiert. Auch eine Kreditkarte unserer Hausbank war vorhanden, bisher aber nicht notwendig geworden.

Für Russland müssen die „Karten“ neu gemischt beziehungsweise ergänzt werden. Als eine interessante Seite im Netz stellte sich „Geld abheben im Ausland“ heraus. Parallel erkundigte ich mich bei Facebook-Kontakten nach deren Erfahrungen. Kurz und gut: Ich eröffnete ein Konto und bestellte meine Visa-Karte. Parallel wurde die ADAC-Kreditkarte geordert, die zwar nicht kostenlos ist, ihre Gebühr aber über den weltweiten Tankrabatt ausgleicht. Man muss noch erwähnen, dass ich persönlich kein Freund von großen Bargeldsummen bin.

Nachdem die Papiere in unseren Augen komplett vorlagen, galt es, diese ab zu fotografieren und in einer Cloud zu sichern. Nachdem uns nämlich einmal ein Tourist begegnet ist, dem im Ausland sämtliche Papiere, Bargeld, Handy und Kamera geklaut wurden, sagten wir uns, man muss etwas machen, um sich vor Ort ausweisen zu können. Nötig ist dann nur ein Webzugang. Okay, auch Daten im Netz können gehackt werden. Doch wenn man zu viele Vorbehalte hat, kann man gleich zu Hause bleiben.

Wie für alle Länder, die wir bisher bereist hatten, galt es auch jetzt, sich Informationen und Kartenmaterial zu beschaffen. Einen Teil hatten wir schon von vorherigen Reisen, anderes musste neu besorgt bzw. aktualisiert werden. Die erste Anlaufstelle ist dann für uns der örtliche ADAC, der uns Übersichtskarten und Länderinformationen kostenlos übergab. Für Russland sollte ein Internetausdruck der Länderinfos reichen; Übersichts-Kartenmaterial lag beim ADAC nicht vor.

Danach ging es im Netz auf Suche nach gescheiten Detailkarten, die einen für uns praktikablen Maßstab besaßen. Wir vervollständigten unsere Karten mit Detailkarten von freytag&berndt, da wir hiermit bisher gut gefahren waren. Die Ortsregister wurden allerdings sofort entfernt, da es auf Gewicht und Packmaß ankam.

Nun das Problem: Karten in einem solchen Maßstab für Karelien, der Provinz in Russland, durch die wir reisen wollten, gab es in dieser Art erst einmal nicht. Wir fanden einen speziellen Verlag für russische Karten in Kiel, der auf Nachfrage erklärte, dass alle Karten in kyrillischer Schrift verfasst waren. Was ja auch logisch ist, da die Ortsschilder in dieser Schrift verfasst sind. Folglich hieß es: Kyrillische Schrift lernen, zumindest so viel, dass man die Ortshinweise lesen konnte. Oh Mann, als Kind hatte man früher schneller gelernt! Schließlich kam die entsprechende Karte an und wurde in den Fundus mit aufgenommen.

Wegen der geringen Kapazitäten für schriftliche Reiseliteratur galt es noch, sich entsprechende Apps auf´s Tablet zu laden, um Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten und Tipps für Ausflüge jederzeit dabei zu haben. Sehr nützlich, weil knapp, aber dennoch vielfältig, empfanden wir die Touren-Tipp-App vom ADAC.

Weitere Beschreibungen waren natürlich vor Ort über Google möglich, wenn man ins Internet konnte. Nicht zu vergessen war die Aktualisierung unser Navigationsgeräte auch für den Bereich westliches Russland.

Wegen Übernachtungsmöglichkeiten wurde die aktuelle Variante der ACSI-Camping-App für die entsprechenden Länder geladen, da unsere bevorzugte Unterkunftsart Mobilehomes auf Campingplätzen waren. Hier bietet ACSI einen guten Überblick mit in unseren Augen meist zutreffenden Bewertungen. – Wegen unseres Mitreisenden, dem Urlaubär, kamen wir dann auf das Angebot von „ferienwohnungen.de“. Auch hier gibt es gerade im Norden eine Reihe schöner Unterkünfte, die man schon von zu Hause aus buchen kann.

Und nun noch die zeitlich aufwändigste Vorbereitung für unsere Reise: Meine neue Website mit integriertem Blog. Diese gestaltete ich zum ersten Mal mit viel Geduld selber. Puh! Nur eins war nützlich: das Wetter! Nämlich das schlechte! Wir hatten ja zu der Zeit von November bis März einen furchtbar schlechten Winter voller Nässe und Tristesse. Da war die Beschäftigung am PC ein intellektueller Ausgleich.

Das Motorradfahren kam dabei leider zu kurz, aber einsauen und einsalzen wollten wir unsere Maschinen auch nicht. Meine Yamaha bekam zudem in der Werkstatt meines Vertrauens noch eine Umrüstung der Kofferhalterung.

Nun lechzten wir auf die ersten Fahrtage im Frühling, damit wir uns wieder an unsere Lieblinge gewöhnen konnten, bevor es auf die bisher am aufwändigsten geplante Reise ging. (Weltenbummler mögen mir meine Ausführungen nachsehen, haben sie doch noch ganz andere Vorbereitungen zu treffen. Meine Hochachtung!)

Etappe 1:  Südschweden >

< Start