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Dänemark

Erinnerung, die dritte: Wir kennen Dänemarks beziehungsweise Jütlands Westküste von früher und haben die Beschaulichkeit und Ruhe, aber auch die gemäßigte Betriebsamkeit in den kleinen Städtchen geschätzt. Inzwischen herrscht zumindest in Ringköbing und Söndervig viel Trubel. Mit Glück fanden wir für einen halben Tag am Hafen in Ringköbing einen Stellplatz und konnten mit der Kamera noch ein wenig Romantik einfangen. Wir waren jedoch entsetzt vom Ferienhauskonzept brutalster massentouristischer Art bei der Durchfahrt durch Söndervig, aber danach wieder besänftigt von der Küstenidylle in Stenbjerg.

Und dort lädt die Küste wunderbar zum Roller- und Fahrradfahren ein. Fahrradfahren macht nämlich viel Spaß in Dänemark, auch wenn der Wind schon mal von vorne kommt. Die Radwege sind vorbildlich ausgebaut und die Stecken gut gekennzeichnet. Das Schönste: An vielen Fahrradwegen und Feldrainen dürfen Wiesenblumen wachsen. Eine Freude für die Menschen, aber vor allem für die Insekten. Ich würde mir wünschen, dass es bei uns zu Hause auch so aussieht!

Man sieht sie an den verschiedensten Orten auf der Welt: die Steinmännchen, Steinmandl oder Steindauben. In den Bergen dienten sie schon in Urzeiten als Wegweiser und durften nicht zerstört werden. Bei einigen Kulturen sollten sie böse Geister vertreiben. Heute sind sie eher ein Symbol, dass man an einem bestimmten Ort war. Am Meer ist es eine Art „Spielen mit Bauklötzen“. 

Was gibt es besseres als frischen Fisch vom Hafen (hier: Thorsminde in Westjütland), in Folie mit Butter, Salz und Zitronensaft sanft gegart, dazu neue Kartoffeln aus dem Sandboden und ein Glas Weißwein! Wir mögen besonders gerne Schollen- oder Pangasiusfilet.

Die Dänen sind kleine Schleckermäuler. Das gefällt mir! Ich nasche gerne mit! Kürzlich in Thisted MUSSTE ich einen Flödeboller kosten. Die gibt es hier in allen möglichen Varianten. Mit ganz dickem Schokoladenüberzug über dem süßen Eischnee und einer Marzipanschicht auf dem Keksuntergrund. Wahnsinn! (Ich nenne die Dinger übrigens ganz wertfrei immer noch wie früher!)

Meine Güte, gibt es hier große Blätterteig-Teilchen! Sie sind fast so groß wie ein Essteller! Und lecker! Und kalorienhaltig! Und ungesund? Quatsch! Zucker erhöht die Aufmerksamkeit und macht glücklich! (Und als Ausgleich danach ein Strandspaziergang!)

 

Rollerfahren macht richtig gute Laune in Dänemark, hier an der Westküste von Jütland am Bovberg-Leuchtturm.  Man kommt voran, kann jederzeit kurz mal absteigen zum Besichtigen oder Einkehren. Interessant ist das Beobachten vom Rausziehen der Fischeboote an Land durch einen Traktor . In Stenbjerg ist es üblich, dass die kleinen, flachen Fischerboote von einem Traktor aus dem Meer auf den Strand gezogen werden, da es an dieser Stelle keinen befestigten Hafen gibt. Im benachbarten Vorupeur passiert das mit größeren Fischkuttern per Winde. Manchmal kann man den fangfrischen Fisch direkt vom Boot kaufen. Ein Schauspiel ist dieses Anlanden allemal! Ebenso gute Laune macht ein Abstecher an den weitläufigen Strand.

Doch auch nachdenkliche Impressionen sind Wegbegleiter. So zeugen düstere Betonklötze an Dänemarks Nordseeküste vom Leid des Zweiten Weltkriegs. Unzählige Bunker stehen noch auf den Dünen oder sind durch Einwirkungen von Meer und Wind auf den Strand abgestürzt. Hier werden die Bauten langsam vom Meer verschluckt. Die Orte, die früher als Spähposten der Soldaten dienten, sind heute Fotomotive und Abenteuerspielplatz. Fast nur die Älteren ahnen noch, mit welchem Leid die Bunker verbunden waren und wie groß die Angst der jungen Soldaten vor einem Angriff gewesen sein musste. Zum einen erscheinen sie mir als Mahnmal gegen Kriege authentischer als so manches Museum. Zum anderen dienen sie ungewollt als wunderbares Zeugnis der Vergänglichkeit. 

In Ebeltoft (übersetzt: Stadt der Äpfel), einem kleinen Städtchen an der Ostseite von Jütland (Dänemark), scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Zumindest im romantischen Ortskern mit den gepflasterten Sträßchen und den urigen Fachwerkhäuschen mit den bunten Stockrosen. Das kleine Rathaus und ein altes Segelschiff sind sehenswert. 

Was ist nur so faszinierend an Sonnenuntergängen? Ist es die Farbenpracht des kräftigen Orange, des zarten Rosa und des hellen Blaus? Das Glitzern des Wassers? Die Silhouetten der zufälligen Passanten? Oder die Gewissheit, dass zwar heute die Sonne untergeht, sie aber morgen wieder da ist? Vielleicht auch die Vorfreude auf ein aufregendes Nachtleben? Ich weiß es nicht. Wir jedenfalls haben diesen Sonnenuntergang zelebriert, zumal es der Abschied von Dänemark war.

Ein kleines Trostpflaster beim Abschied war die Aussicht auf einen Stopp bei der Heimreise in der geliebten Lüneburger Heide. Was habe ich für tolle Erinnerungen an diese einmalige Landschaft! Als Kind war ich jedes Jahr hier zur Heideblüte. Ich freute mich wie früher über die lila farbenen Erikaflächen der Südheide, den Geruch der Wacholder- und Kiefernwäldchen, an den großen, schmucken Bauernhöfen und natürlich an den Geschmack der Heidelbeertorte. Auch heute hat für mich diese Region das Flair von damals nicht verloren. 

Anschließend ging es für einen kurzen Zwischenaufenthalt nach Hause, bevor die Reise von Nord nach Süd weiterging.