Ein Jahr voller Überraschungen war 2020. Dies betraf auch unsere große Jahresreise, die unter dem Motto „Fahrt ins Blaue“ stand.
- Strecke: Westerwald, Würzburg, München, Passau, E 3, Wachau, Melk, E 25, Purgstall (Österreich)
- 1.061 km (Womo), 840 km (Moto)
- 21 Tage
- 7 Stopps
- Wetter: bewölkt bis sonnig, teilw. Gewitter, 20 – 32 Grad
In diesem Jahr ist wegen der Corona-Pandemie alles anders: die Reisezeit, die Fahrzeuge, die Dauer und die Ziele, die es nicht gibt. Der Plan ist, dass es keinen Plan gibt. Also eine Fahrt ins Blaue, die Überraschungtour 2020. Sicherheit steht im Vordergrund. Die Berichterstattung ist geprägt von persönlichen Impressionen. Was uns besonders gefallen oder beeindruckt hat, soll hier zur Sprache kommen. Für umfassende Informationen der Sehenswürdigkeiten gibt es ja den Reiseführer oder das Internet.
Um möglichst unabhängig zu sein, haben wir in diesem Jahr unsere eigenen Betten in einem Wohnmobil dabei. Die Motorräder werden in einem geschlossenen Anhänger mit Seilwinde transportiert. Sie werden nach Bedarf ausgeladen. Ggf. wird es Sternfahrten geben oder auch mal ein paar Tage auf zwei Rädern. Mal sehen. Mit dabei auch zwei Elektrofahrräder, um schnell mal Besorgungen zu machen oder sich ein wenig zu trimmen. Wow, immer eigene bequeme Betten, das hat was! Aber vielleicht gibt es nicht sooo viel Abenteuerfeeling. Wir sind gespannt!
Von wegen weniger Abenteuerfeeling! Abenteuer der anderen Art ist angesagt – derzeit noch nicht auf zwei Rädern, aber am Cockpit. Breite breiter, Länge länger, Höhe höher, alles kein Problem. Aber… diese Tussi von vorne! Du denkst Dir nichts dabei, da kommt von vorne: „Was möchten Sie tun?“ Ich: „Huch! Äähhm, nichts!“ „Was möchten Sie tun?“ Ich:“ Verdammt, wie krieg ich das aus?“ „Bitte wiederholen Sie!“ Ich:“ Schnauze!“ „Ich verstehe nicht.“ Ich:“ Mann, das nervt!“ „Korrigieren Sie die Spracheinstellung!“ „???“ – Endlich Knopf gefunden, Stille – wie schön!“ Moderne Technik muss man erst mal lernen!
Bild links: München 2013, damals mit meinem geliebten Dreirad – Bild rechts: München 2020. Nichts geht mehr, Stau ohne Ende, fast unabhängig von der Tageszeit. Leider ist es heute fast unmöglich, vor Sehenswürdigkeiten ein Bild mit einem Fahrzeug zu machen. Das Dilemma: Alle wollen mit dem Auto in die Stadt und auch für die Zufahrt zum Campingplatz wird man mitten durch die Stadt geleitet. Die schöne Stadt erstickt in Autos. Das Verkehrskonzept gehört auf den Prüfstand. Der städtische Campingplatz Thalkirchen liegt zwar recht zentral und hübsch an der Isar, ist jedoch stark in die Jahre gekommen und nicht vorbuchbar. Dennoch war er für den Stadtbesuch okay. Neben den zahlreichen Sehenswürdigkeiten faszinierten uns besonders ein Spaziergang entlang der Isar und die „Stadtsurfer“ an einer Staustufe.
Wesentlich ruhiger und entspannter als in der Großstadt geht es im Bayrischen Wald zu. Außerdem versteht man hier etwas von Glaskunst und Dekoration. In Zwiesel, Bodenmais und anderen Glasdörfern schlägt das Herz der Glasfreunde höher. Aber auch tolle Deko-Ideen, z.B. mit einem ausrangierten Roller, sind ein Blickfang. Buntes Glas und bunte Blumen kreativ in Szene gesetzt machen gute Laune und lassen das Verkehrschaos von München fast vergessen.
Nächste Station in Bayern: Passau, die Drei-Flüsse-Stadt. Nicht nur in Italien findet man Roller in lauschigen Gassen unter romantischen Gewölbebögen. Auch Passau bietet eine urige Altstadt mit steilen Gassen hinunter zur Donau. Und wenn nicht gerade Unmengen von Flusskreuzfahrt-Touristen die Altstadt verstopfen, wie derzeit im Jahr 2020, da diese Fahrten noch nicht stattfinden, dann kommt tatsächlich italienisches Flair auf. Man kann auch in Deutschland romantische Fleckchen finden.
Nun ist es bisher noch nicht dazu gekommen, die eigenen Motorräder auszuladen und zu benutzen. Warum: Wir waren teilweise täglich an einem anderen Ort, so dass es sich nicht lohnte, die Bikes aus ihrer Garage zu holen. Zum anderen besuchten wir Verwandte und Freunde und hatten somit volles Programm. Hier haben wir die Zeit mit ausgiebigen Gesprächen und gutem Essen Motorrad frei hervorragend genutzt. Das sollte sich aber nun ändern mit dem nächsten Land: Österreich. Dort war die Pandemie-Situation zu dieser Zeit ähnlich wie in Deutschland: Masken beim Einkaufen, ansonsten keine Beschränkungen.
Erste, bisher „unerfahrene“ Region Österreichs: das Mühlviertel. Ein entspannteres Motorradfahren sogar am Wochenende haben wir so bisher kaum erlebt! Durch idyllische Täler wie das Naarntal und das Yspertal geht es auf überwiegend guten Straßen und Sträßchen bis auf 1.000m hinauf auf weite Höhen und durch dichte Wälder. Lauschige Plätzchen wie die Waldkapelle „Eisernes Bild“ laden zum Verweilen ein. Das Mühlviertel ist wirklich einen Ausflug wert genau wie etwas weiter östlich das Waldviertel.
Wunderschöne, (manchmal) blaue Donau – es ist ein Genuss, am Ufer des zweitlängsten Flusses Europas dahin zu gleiten, sei es auf dem Fahrrad oder mit dem Motorrad. In Ober- und Niederösterreich führt die B3 meist direkt am Ufer entlang und es gibt zudem einen exzellent ausgebauten Radweg. Daher ging es auch mal mit den Fahrrädern den Strom entlang. Man kann ja schließlich nicht nur essen!
Der 2.850km lange Fluss durchfließt oder berührt zehn Länder, so viele wie kein anderer Fluss der Erde. (Wikipedia) Einen wunderbaren Campingplatz fanden wir übrigens in Au an der Donau, idealer Ausgangspunkt für diverse Touren. Spezialität: Steckerlfisch! Sogar Schwimmen in der Donau in einer geschützten Bucht war hier möglich!
Genuss pur gibt es in der Wachau, einer ca. 35km langen Kulturlandschaft entlang der Donau in Niederösterreich zwischen Melk (mit seinem berühmten Stift) und Krems. Exzellente Weine, insbesondere der grüne Veltliner in den Ausbauformem Steinfeder, Federspiel und Smaragd, edle Brände, Jausenplatten und Marillenknödel kitzeln den Gaumen. Diese Genüsse gibt es, wenn eine der zahlreichen Buschenschänken „ausgsteckt“ hat, also ein Rad mit bunten Bändern aufgehängt hat. Klar ging´s danach zu Fuß zum örtlichen Stellplatz in Rossatz, der noch so gerade zum damaligen Zeitpunkt vom Donau-Hochwasser verschont geblieben war.
Von der Donau südlich bis an den Rand der Alpen mit Lunzer und Erlauf See erstreckt sich das abwechslungsreiche Mostviertel in Niederösterreich, geprägt durch eine grüne Hügellandschaft mit reichlich Streuobstwiesen, den Naturpark Ötscher mit den Ötschergräben, das Wildnisgebiet Dürrenstein und zahlreiche lauschige Täler. Bekannt sind auch die Eisenstraße und die Landeshauptstadt St. Pölten. Kulinarisch stehen natürlich alle möglichen Sorten Most sowie Obstbrände und -liköre an oberster Stelle. Zum Motorrad fahren abseits des Trubels eignet sich das Mostviertel hervorragend.
Dann sind sie endlich in Sicht: die imposanten Ausläufer der Alpen. Von Mostviertel in Niederösterreich aus geht es sanft aufi (bergan), bisweilen kurz obi (abwärts), zu den Göstlinger Alpen, einem Teil der nördlichen Kalkalpen. Sensationelle Täler und gefällige Anstiege werden zu einem Fahrgenuss im österreichischen Alpenvorland.
Das Fazit der 1. Etappe: Die erste Etappe unserer „Fahrt ins Blaue“ hat uns bereits in etlichen Dingen überrascht: Mit dem Mühl- und Waldviertel sowie dem Mostviertel lernten wir Regionen in Österreich kennen, die wir überhaupt nicht „auf dem Schirm“ hatten. Sowohl als Motorradtour-Regionen aber auch als lukullische Genussregionen haben wir diese Gegenden schätzen gelernt. Übernachtungsmäßig waren wir vielseitig unterwegs: Camping- und Stellplätze, Brauerei-Parkplatz, Donau-Hafen. Geschlafen haben wir bestens in den eigenen Betten.
Sehr gespannt sind wir nun auf eine für uns neue Landschaft Österreichs, auf die Steiermark.