ex-sozia

Etappe 2: Rumänien

  • Strecke: Oradea, E671, DN1c, Baia Mare, Viseu de Sus, DN17, Gura Humorului, DN15, Bicaz, Gheorgheni, Sighisoara, Sibiu, A1, DN66, Targu Jiu, Crainova, Bechet.
  • ca 1.900 km
  • 19 Tage
  • 9 Unterkünfte
  • Wetter: sonnig, bewölkt, dreimal Regen, 17 bis 27 Grad

Vorweg unsere Meinung als Tourenfahrer: Vergesst alle Vorurteile, die Ihr bisher über Rumänien gehört habt! Rumänien ist ein tolles Reiseland! Wir haben es genossen! Wir, das bin ich, Exsozia Ulla auf meiner Yamaha MT07, und Thomas mit seiner roten Goldwing. Nach unserer Anreise über Süddeutschland, Österreich, die Slowakei und Ungarn hatten wir nun mit Rumänien das vierte Ausland unserer Motorradtour ans Schwarze Meer erreicht.

Rumänien ist etwa zwei Drittel so groß wie Deutschland und hat rund 20 Millionen Einwohner. Viele Völker besetzten das Land im Laufe der Geschichte. Bis 1918 gehörte ein großer Teil Rumäniens zu Österreich-Ungarn. Das Land ist seit 2007 in der EU und hat deutlich davon profitiert. Der Aufschwung ist überall spürbar, dennoch gibt es auf dem Land noch arme Regionen. Gut für uns: Es gibt noch keinen Massentourismus. Die Landschaft und die Städte sind sehr vielfältig. Mit dem Karpatenbogen ist das Land äußerst reizvoll für Motorradfahrer.

Blick vom Rathausturm von Oradea
Folkloredarbietung in Oradea

Als erste Station nach der ungarischen Grenze fuhren wir Oradea an. Oradea gilt als schönste Jugendstilstadt des Landes und das zu Recht! Die Altstadt ist prächtig restauriert. Einen Überblick verschafften wir uns vom Turm des Rathauses aus. (Eintritt unter 1 Euro)

Unten ging die Post ab: Bei einem Foklorefestival tanzten die Mädchen und Jungen in traditionellen Kostümen zu rhythmischer, fröhlicher Volksmusik. Danach gab es erst mal ein Eis, das hier in Rumänien gewogen wird! Denn in diesem Land ist vieles anders.

Hochzeitszug in Oradea

Und auch ganz anders als bei uns zu Hause: Bei einer Hochzeit, und davon haben wir an einem Tag rund 20 gesehen, führt der Brautvater die Braut mit der ganzen Gesellschaft und einer Musikgruppe zu Fuß ein Stück durch die Stadt zur Kirche.

Ulla auf einer Landstraße durch die Puszta
In jedem Dorf gibt es etliche Storchennester
Pferdefuhrwerke sind an der Tagesordnung

Auf sensationell guten Hauptstraßen wie der E671 ging es durch die Ausläufer der Puszta über Satu Mare nach Baia Sprie, einer einstigen Bergbaustadt. Unterwegs gab es einiges zu sehen wie nistende Störche und Pferdefuhrwerke.

Nach Überquerung des sehr gut ausgebauten Gutai-Passes (978m) über die DN18 stand der Besuch des “Lustigen Friedhofs” in Sapanta an. Dort sind auf blauen Kreuzen Anekdoten und gemalte Bilder von den Verstorbenen zu sehen. Sehr sehenswert!

Ulla am Gutai-Pass
Lustiger Friedhof von Sapanta
Zwei Dampfrösser in Viseu de Sus

In den Genuss eines besonderen Erlebnisses kamen wir bei der Fahrt mit einer Dampfeisenbahn durch das Vasertal in den Maramures, den Waldkarpaten. Die Wassertalbahn von Viseu de Sus ist eine der letzten Dampf-Waldbahnen in Europa, die tatsächlich noch Holz aus den Wäldern ins Sägewerk transportiert. Für Touristen gibt es extra Fahrten. Da kommen Eisenbahnliebhaber voll auf ihre Kosten! (Fahrt p.P. mit Picknick ca. 20 Euro. Info:  www.wassertalbahn.com )

Über den gut ausgebauten Prislop-Pass (1.416m) ging es auf der DN18 nach Gura Humorului. Hier gab es Kultur pur. Auf einer zirka 150km-Rundfahrt besuchten wir verschiedene Moldauklöster und bewunderten die wunderschönen Fresken innerhalb und außerhalb der orthodoxen Kirchen aus dem 16. Jahrhundert, so die Klöster Moldovita, Sucevita, Voronet und Guru Humorului. Von der Passhöhe des Trei-Movile-Passes (1.040m) hatten wir eine super Aussicht. Welch ein Genuss!

Kloster Moldovita
Thomas auf der Passhöhe

Das nächste Naturerlebnis unserer Reise erwartete uns in der Bicaz-Klamm in Nordost-Rumänien, der Bukowina. Die enge Schlucht ist zirka 10 Kilometer lang, an einigen Stellen nur sechs Meter breit und hat bis zu 100 Meter hohe Felswände. Sie wird auch Höllenschlund genannt. Nach der Enge die Weite: Von der Höhe über dem 30km langen Bicaz-Stausee hatten wir dafür eine tolle Aussicht. Leider waren die Straßen durch die Schlucht und am See entlang ungewöhnlich schlecht für die sonst so guten Straßen in Rumänien.

Ulla in der Bicazschlucht
Thomas über dem Bicaz-Stausee

Nach so viel Rumfahren gönnten wir uns eine Ciorba de fasole in pita, einen traditionellen Eintopf mit weißen Bohnen im Brottopf. Lecker, sag ich Euch! Und so günstig; die Preise hier sind für uns ein Traum! Aber auch Honigliebhaber kommen in Rumänien voll auf ihre Kosten. Honig in allen möglichen Geschmacksvarianten gibt es am Straßenrand.

Ulla beim Honigkauf
Exsozia in einem Dorf in Siebenbürgen

Bald hatten wir Transsilvanien erreicht, das ehemalige Siebenbürgen. In den kleinen Städtchen und Dörfern leben neben Rumänen auch heute noch Deutsche und Ungarn. Früher gehörte diese Region zu Österreich-Ungarn. Sehr gut gefallen hat uns als Liebhaber kleinerer Städtchen Sighisoara, früher Schässburg. (ca. 32.000 Einwohner) Vom 64m hohen Stundturm auf dem Burgberg, der die Uhrzeit anzeigt, hat man einen fantastischen Ausblick. Der hier geborene Vlad Tepes soll das Vorbild für den Dracula-Mythos gewesen sein.

Altstadt von Sighisoara
Weiter geht es durch die bunten, ordentlichen Dörfer von Siebenbürgen

Nach einer entspannten Fahrt durch etliche bunte, saubere Straßendörfer Tanssilvaniens erreichten wir Sibiu, das frühere Hermannstadt, mit historischen Gebäuden aus Gotik, Renaissance und Barock. Das Ensemble gehört zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe. Am besten gefiel mir die “Lügenbrücke”. Sie soll angeblich zusammenbrechen, wenn ein Lügner sie betritt.

Sibiu von oben

Leider war es uns nicht möglich, über die legendären Bergstrecken Transfagarasan oder Transalpina zu fahren, da dort noch zu viel Schnee lag. Daher durchquerten wir die Carpatii Meridionali durch das wunderschöne Jiu-Tal nach Süden.

Schneeberge der Karpaten mir altem Förderturm

“Oh Gott, und jetzt in die Walachei! Da ist doch der Hund tot”, dachten wir. Von wegen! Hier in Südrumänien sind die Straßen bestens, die Tankstellen modern und überall gibt es ein 4G-Internet! Da hat Rumänien Deutschland ziemlich überholt!

Moderne Tankstelle in der Walachai
Auf der Donaufähre nach Bulgarien

Leider hieß es Abschied nehmen von Rumänien und mit der LKW-Fähre bei Orjahovo ging es über die Donau nach Bulgarien. (1 Motorrad ca. 3 Euro)

Unser Fazit: Noch kein anderes Land in Europa hat uns so positiv überrascht wie Rumänien. Wir waren im Vorfeld skeptisch hierher zu kommen wegen der negativen Vorurteile. Wir erlebten: eine ganz herzliche Gastfreundschaft, gute Straßen, toll restaurierte Altstädte, modernste Bauten in City und Peripherie, schicke Wohnhäuser und sehr saubere Dörfer. Wir hatten immer ein sicheres Gefühl und Betteln erlebten wir in drei Wochen nur zweimal. Natürlich gibt es auch ärmere Gegenden, aber die Freundlichkeit gerade dort ist grandios! Ganz oft winkten uns Passanten herzlich zu. Das haben wir bisher noch nirgendwo erlebt.

Freundliche Rumänen

“Revedea, Rumänien, auf Wiedersehen. Wir kommen bestimmt wieder!”

Doch nun sind wir gespannt auf das fünfte Land unserer Reise zum Schwarzen Meer, auf Bulgarien!

Weitere Bilder von Rumänien gibt es  hier  .

Bulgarien >

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