ex-sozia

Etappe 5: Sankt Petersburg

  • ca. 400 km 
  • überwiegend trocken und sonnig, 18 bis 22 Grad
  • 1 Unterkunft
  • Strecke:Nuijamaa (Finnland), Grenze Russland, Viborg, E 18, St. Petersburg, E 20, Narva (Estland)

Es fällt mir dieses Mal wirklich schwer, die passenden Worte an Euch, liebe Leser, zu finden! Die Eindrücke, die Russland mit der Region Sankt Petersburg (bis 1991 Leningrad) bei mir hinterlassen haben, sind eigentlich unbeschreiblich! Unbeschreiblich schön, groß, gold, prächtig, historisch, modern, jung und vieles mehr.

Russische Grenze

Vor aller Pracht hat die Staatenwelt erst einmal die Grenze gesetzt. Von Finnland aus nahmen wir, Exsozia Ulla und Thomas, den kleinen Grenzübergang bei Nuijamaa. Hier hieß es, zirka anderthalb Stunden Geduld haben, bis man an der Reihe war, fünfmal den Reisepass mit Visum gezeigt sowie die Motorräder deklariert hatte und die Seitenkoffer kontrolliert wurden. Dann war es geschafft und es ging auf sehr guten Straßen durch die Wälder von Russisch-Karelien, wo am Straßenrand viele Einheimische ihre gesammelten Pilze anboten.

Einfahrt nach Sankt Petersburg

Vor St. Petersburg wurde die Straße zur Schnellstraße und führte über eine kilometerlange modernste Brücke mit dem Aussehen eines Walgerippes. (Für müde Motorradfahrer-Augen bei Sonneneinstrahlung eine echte Herausforderung!) Exsozia im Wal! Komisches Gefühl, sag ich Euch. Mit Hilfe des Tom-Tom-Navis (Garmin hat Russland nicht drauf) überquerten wir Teile der Ostsee, das riesige Mündungsdelta der Newa sowie den Fracht- und Kreuzfahrer-Hafen. Es ging vorbei am neuen Wahrzeichen der Stadt, dem Lachta-Center, mit 462 Metern Höhe Europas höchstem Wolkenkratzer. Es ist die Firmenzentrale des Gaskonzerns Gasprom.

Auf dem Weg ins Zentrum

Dann hieß es abbiegen und hinein ins Zentrum der 6 Millionen-Metropole, denn unsere Unterkunft, ein kleines Apartment, lag mitten in der historischen Altstadt. Die Fahrt durch die Stadt stellte sich entgegen aller Befürchtungen als recht entspannt heraus. Die Fahrbahnen sind sehr breit, das Navi funktionierte bestens und wir waren nicht zur Rush Hour unterwegs. Daher konnten wir die Pracht der gigantischen Altstadt bereits auf uns wirken lassen. Eine solch große Ansammlung von überwiegend erstklassig restaurierten Palästen aus dem 18. und 19. Jahrhundert haben wir so noch nie gesehen. Die Schäden des Zweiten Weltkriegs durch Bombardierung und 900tägiger Belagerung sind allesamt behoben. Die Altstadt präsentiert sich als Perle der Ostsee und ist nicht umsonst UNESCO-Welterbe.

Im Zentrum verfügen die großen Prachtbauten häufig über einen Innenhof und kleineren Häusern in der zweiten Reihe. So konnten wir unsere Motorräder sicher im abgeschlossenen Hof parken und von dort aus zu Fuß die Stadt erkunden.

Parken im Innenhof

Kurz zum Thema Sicherheit: Man hätte die Motorräder auch auf öffentlichen Straßen parken können. Es gab ausgewiesene Motorrad-Parkplätze. Zu keiner Zeit hatten wir ein unsicheres Gefühl, weder als Motorradfahrer noch als Fußgänger. Polizei und Sicherheitskräfte waren präsent, aber im Hintergrund. Auf den Straßen gab es kein Gedränge, überall war Platz genug. Allenfalls in den Museen musste man eine gewisse Enge durch größere Touristengruppen vorwiegend aus Asien in Kauf nehmen. Aber das ist ja heutzutage überall so.

Jugenstilhaus am Newski-Prospekt

Um die Sehenswürdigkeiten sind meist große Plätze angelegt, so der Senatsplatz mit dem Reiterstandbild des Zaren Peter des Großen und der Isaaksplatz vor der Isaaks-Kathedrale.

Isaaks-Kathedrale

Die Isaaks-Kathedrale ist die größte orthodoxe Kirche von St. Petersburg und die viertgrößte Kathedrale der Welt. Sie hat uns mit ihrer Pracht und der imposanten Kuppel von außen und innen mächtig beeindruckt. (Eintritt ca. 6 Euro) Vollends sprachlos wurden wir allerdings nach dem Aufstieg auf die Kolonnaden, dem gewaltigen Aussichtsturm der Kathedrale. Nicht, weil wir wegen der 262 Stufen keine Luft mehr bekamen, nein, weil uns der Ausblick umhaute! Etwas Schöneres konnte es doch nicht geben oder?

Auferstehungskirche

 

Dachten wir, bis wir das Innere der Auferstehungskirche betraten. Hier musste ich erst mal ein paar Tränchen verdrücken, so überwältigt war ich von der Schönheit der farbenprächtigen, mit viel Gold verzierten Mosaiken, aus denen der komplette Innenraum der Kirche einschließlich Decken und Gewölben besteht. Mehr als 7.000 Quadratmeter macht die größte Mosaiksammlung Russlands aus. Die Kirche, auch Blutskirche genannt, wurde zum Gedenken an Zar Alexander dem Zweiten von 1883 bis 1912 errichtet. (Eintritt ca. 6 Euro)

Innenansicht Auferstehungskirche

Eine andere, aber nicht minder interessante Optik auf die Stadt bieten die klassischen Rundtouren, sei es mit dem Hop On/Hop Off-Bus oder dem Rundfahrt-Schiff, das man ebenfalls in Etappen nutzen kann. (Kombiticket für zwei Tage ca. 30 Euro) St. Petersburg ist nämlich durchzogen von Kanälen ähnlich wie Venedig oder Amsterdam. Zudem bildet die Newa, ein 74 Kilometer langer Strom, ein großes Flussdelta, so dass viele Sehenswürdigkeiten wie die Peter- und Paul-Festung oder die Rostra-Säulen auf der Wassiljewski-Insel nur über Brücken zu erreichen sind.

Wir sicherten uns also auf dem Sightseeing-Boot gut Plätze und genossen die beschauliche Fahrt vorbei an den alten Palästen und der Eremitage.

Kanäle mit Auferstehungskirche

Auch an Land kamen wir mit dem Fotografieren kaum nach, da es ständig neue Motive gab.

Auf dem Admiralsplatz

Überall wurden niedliche Babuschkas angeboten, Püppchen, in denen eine in der anderen steckt! Ganze 13 Zwillingsmädchen! Bestaunenswert auch die  Luxus-Fabergé-Eier. Die echten sind unbezahlbar! Ein Besuch im Fabergé-Museum schon. (Eintritt ca. 6 Euro)

Fabergé-Eier

Nun zog es uns in das berühmte Süßwaren- und Feinkostgeschäft Jelissejew auf dem Newski Prospekt, einem Jugendstilbau vom Feinsten. Hier kamen wir voll auf unsere (nicht geringen) Kosten. Aber auch das Café Singer in derselben Straße ist zu empfehlen. Hier hatte der Nähmaschinenhersteller Singer einst eine Niederlassung. Heute ist es in einen riesigen Buchladen integriert. Nicht weit entfernt steht der historische Einkaufspalast Gostiny Dvor, früher das erste Shopping-Center der Welt, heute ein riesiger Souvenir-Shop.

Feinkostgeschäft Jelissejew, Innenansicht
Leckere Törtchen

Perfekt gestärkt ging es wieder aufs Boot, diesmal aufs Schnellboot über die Newa zum Peterhof, der Sommerresidenz von Zar Peter dem Großen. Nach 40 Minuten Fahrzeit erreichten wir das Prachtschloss, das uns mit Wasserspielen, goldenen Statuen und prächtigen Stuckverzierungen schon von außen sehr beeindruckte.

Schloss Peterhof

Im Inneren wurde uns bewusst, wie prächtig die Herrschenden zur damaligen Zeit residierten. Tanzsaal, Thronraum, Schlafgemach und Speisezimmer zeugen von einem Prunk, den man sich heute kaum noch vorstellen kann. Im Sommer hielten sich die Zaren hier auf, im Winter residierten sie im Winterpalast, der Eremitage, im Herzen von St. Petersburg.

Vor der Eremitage

Diese ehemaligen Residenz der Zarenfamilie ist heute eines der größten Kunstmuseen der Welt. Hier sollen in mehr als 350 Sälen etwa 65.000 Exponate der Weltkultur ausgestellt sein, insgesamt lagern rund 3 Millionen Artefakte in den Archiven. Natürlich ist auch dieser Palast UNESCO-Weltkulturerbe. (Eintritt ca. 9 Euro) Neben Möbeln der Zarenfamilie gibt es Gemälde und Skulpturen aus aller Herren Länder zu bestaunen. Der Komplex besteht aus mehreren verbundenen Gebäuden, in denen man sich durchaus verlaufen kann.

Gemäldeausschnitt des Werkes eines flämischen Meisters

Während ich die flämischen Meister bestaunte, hatte Thomas einen Blick für perfekt geformte Statuen hatte.

Leider gingen die drei Tage in St. Petersburg viel zu schnell vorbei. Wir haben eine Menge gesehen, jedoch nur einen Bruchteil der schönen Stadt. Daher heißt es, irgendwann noch mal wiederkommen! „Dasswidanja!“

Meine Empfehlung: Wenn Ihr Gelegenheit habt, besucht St. Petersburg! Es lohnt sich!

Exsozia vor der Eremitage

Nach dem Aufladen ging es zum Abschied noch einmal an der Eremitage vorbei, bevor wir unsere Bikes über die E 20 zur estnischen Grenze nach Narva lenkten. Nach einer Stunde Grenzabfertigung waren wir wieder im „Westen“, in Estland.

Grenzstadt Narva in Estland

Über die Baltischen Länder berichte ich Euch das nächste Mal. 

Weitere Bilder von Sankt Petersburg gibt es hier.

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